Innovationsaward Rid-Stiftung 2013

Quelle: Mittelbayerische Zeitung 16.10.2013, Fotos: Maria Frisch

Das Geheimnis des Hemdenmeisters

Den Textilien-Verkauf online und im Laden verzahnt: Mode Schödlbauer aus Bad Kötzting steht im Finale für den Innovationspreis der Rid-Stiftung.

Von Maria Frisch

Bad Kötzting. Als Modehaus ist Schödlbauer in der Region bekannt. Was immer noch erst wenige wissen: das Traditionsunternehmen an der Marktstraße im Stadtzentrum von Bad Kötzting ist auch der hemden-meister.de – einer der der größten Online-Händler für Hemden, Blusen und Corporate Fashion in Deutschland mit Kunden in ganz Europa.

„Jetzt haben wir es geschafft, bei uns im Haus die technische Voraussetzung zu schaffen, um auf unser Lager mit 25 000 Hemden sofort zuzugreifen“, schildert Peter Schödlbauer einem Kamerateam die neueste Errungenschaft des Hauses.

Begeistern ist harte Arbeit

Die Filmleute schickte die Rid-Stiftung von München nach Bad Kötzting, um mit Schödlbauer einen der Finalisten eines Innovationsprojekts zu portraitieren. Gesendet wird das Werk am 29. Oktober auf einem Innovations-Kongress des Mutterunternehmens des Münchner Bettenhauses Rid, bei dem aus drei Finalisten der Gewinner des „Innovationsaward 2013“ der Stiftung ermittelt wird. Den Sieger bestimmt das Fachpublikum.

Jenseits dieser Galaveranstaltung in der altehrwürdigen Kongresshalle an der Münchner Theresienwiese steckt hinter der Verschmelzung von Online- und Offline-Welten viel harte Arbeit. Bisher gab es einesteils online die Shopsysteme, andererseits stationär die Systeme der Warenwirtschaft, die das Lager im Haus verwalten. IT-Projektleiter Hendrik Henke hat nun eine Schnittstelle geschaffen zwischen dem Online-Shop www.hemden-meister.de und dem Ladengeschäft. „Wir haben ständig mindestens 25 000 Hemden in allen Variationen, von Größe 34 bis Größe 54, auf Lager oder können sie in kürzester Zeit kostenfrei versenden“, so Peter Schödlbauer. „Die Herausforderung war nun, dass der Kunde im Laden auf diese Auswahl zugreifen kann.“

Die Lösung: „Wir haben das Ganze in einer Werkanwendung gelöst“, sind die Entwickler schon ein bisschen stolz auf ihre Lösung. Neben der Beratungsleistung des Verkäufers steht dem Kunden neuerdings zusätzlich ein „Größen-Perfektionierungssystem“ zur Seite. Dabei handelt es sich um eine Software, die die Körperform und so weiter einfließen lässt.

Verkaufen mit Charme und Computer: Unternehmer Peter Schödlbauer (l.) und IT-Projektleiter Hendrik Henke erläutern den Mitarbeiterinnen die digitalen Präsentationsmöglichkeiten am Beratungstisch.

Daraus wird eine Größenempfehlung entwickelt. „Die Verkäuferin sucht mit dem Kunden das Hemd am Bildschirm aus, die Auswahl wird ausgedruckt und ist binnen Minuten im Lager verfügbar“, erklärt Projektleiter Hendrik Henke. Zusätzlich haben die Mitarbeiter vor Ort Zugriff auf alle bisherigen Aufträge eines Kunden und können diese Informationen für die optimale Kundenberatung in allen Bestell-Kanälen einsetzen. Im Internet bestellte Ware kann jetzt beispielsweise auch im Geschäft umgetauscht oder retourniert werden.

Besondere Herausforderung für die IT-Spezialisten waren die zahlreichen Zusatzangebote und Dienstleistungen, die „hemden-meister.de“ den Kunden bietet. Diese können bei jedem bestellten Hemd nicht nur zwischen einer kostenlosen Seidenkrawatte oder fünf Prozent Rabatt wählen, sondern auch Änderungs-, Monogramm- und Ready-to-Wear-Services in Anspruch nehmen.

Anziehen per Touchscreen

Als sich das Unternehmerehepaar Simone und Peter Schödlbauer 2005 zu diesem Projekt entschloss, war die Tendenz zum Online-Einkauf schon vorhanden, aber noch nicht so stark ausgeprägt. „Bad Kötzting ist sicher ein aufstrebendes Mittelzentrum, das nach wie vor Kunden anzieht. Aber man muss sich überlegen, ob man sich nicht ein zusätzliches Standbein schafft und beide miteinander verbindet“, so Peter Schödlbauer.

Die Herausforderung sei, dem Kunden vor Ort die Auswahlmöglichkeiten des Online-Shops zu bieten. Dabei hilft im Obergeschoss des Modehauses ein Beratungstisch mit einem großen Monitor. Entweder der Kunde tätigt darauf gezielt seinen Einkauf oder er ist unentschlossen und die Verkäuferin geht mit ihm zum Touchscreen und stellt ihm alle möglichen Kombinationsmöglichkeiten vor. Sonderarmlängen, Kragenformen und so weiter – alles inklusive. Sind alle Kriterien eingegeben, erarbeitet das System einen Vorschlag, der dann auch gezoomt und neben andere Kleidungsstücke gehalten werden kann. „Es ist die perfekte Verzahnung der online-Vorteile mit der Beratungskompetenz des Verkäufers“, bringt es Peter Schödlbauer auf den Punkt.

„Der Bildschirm kommt gut an. Die Kunden sind überrascht und finden das super“, beschreibt Verkäuferin Katharina Schillitz die ersten Reaktionen der Kunden. Wie die Fachleute der Branche das Projekt beurteilen, entscheidet sich am 29. Oktober in München.